Von Scheibbs bis nach Nebraska

Erscheinungsjahr: 2005

2005; Universal / Amadeo, CD 987 348 5

CD 1

1 Familienband 04:12
2 Von Scheibbs Bis Nebraska 04:59
3 Paniglgass'n Nr. 17 03:36
4 Dann Geht's Da Guad 04:07
5 Dumdumdurumdum 03:53
6 Blumen In Der Hand (Kosovo Mai 2005) 06:36
7 Wer Ma' Wirklich Is' 04:03
8 Quäl Di Ned 04:18
9 Gnua Von Dera Hitz 03:34
10 Piercing In Gmunden 03:14
11 Fragt's Mein Mänätscha 03:36
12 I Geh Ham 03:45
13 Gaudenzdorfer Gürtel 47 (Demo)03:54

Kommentar

Mit einem angenehm vielfältigen Album, genährt von 13 starken Songs, rückt Georg Danzer einmal mehr ins Scheinwerferlicht. Manfred Horak hörte den Rough-Mix des Albums und sprach mit dem Liederschreiber über die Entstehungsgeschichte von "Von Scheibbs bis Nebraska".

Dass Danzer mit "Von Scheibbs bis Nebraska" in gewisser Weise auch einen Neustart hinlegt ist ein Grund die Vielfältigkeit des Albums erklären zu können. Der Neustart vollzog sich dabei einerseits in Form des Wechsels zu Universal Music Austria und andererseits, am direktesten, in der Wahl des Aufnahmestudios, neue Musiker inklusive, den hiesigen Überperfektionismus zurück lassend. "Wir mieteten uns zehn Tage in L.A., Hollywood, in einem Studio ein. Nebenan wurde zur gleichen Zeit ein Softporno synchronisiert. Bei der Kaffeepause hörten wir dann immer das Gestöhne." Abgesehen von dieser Nachbarschaft entwickelte sich das Studio allerdings als unschätzbarer Gewinn, weil dort die musikalische Glätte außen vor blieb und letztendlich ein Album entstand, das zu großen Teilen gerade von den Kanten und Ecken lebt. Dazu kommen Danzers unwiderstehliche Phrasierungen und Nuancierungen, sei es im Herzstück des Albums "Blumen in der Hand (Kosovo, Mai 2005)", sei es im rumpelnden Funk von "Dumdumdurumdum", sei es im unglaublich witzigen "Paniglgass'n Nr. 17".
Um dieses kantige Gesamtgefühl des Danzers neue Aufnahmen zu unterstreichen befindet sich mit der berührenden autobiographischen Erinnerung "Gaudenzdorfer Gürtel 47" ein Demo, eingespielt zu Hause, selbst begleitet auf akustischer Gitarre, am Ende des Albums. "Von Scheibbs bis Nebraska" pendelt zwischen Rock, Funk, Folk und Country und begibt sich inhaltlich auf seine alte Stärke, dem Erzählen fiktiver, realitätsnaher, Geschichten genauso wie das Nachempfinden erlebter Begebenheiten. "Ich geh ja oft von der Musik aus. Ich komponier was und spiel mich am Computer herum", so Georg Danzer über die Herangehensweise an ein neues noch zu komponierendes Stück, "es ist nicht so, dass ich zuerst den Text schreib oder dass es Hand in Hand einher geht. Oft hab ich ziemlich schnell ein fertiges Lied und denk mir dann, was da für ein Text dazu passen könnte. Ich arbeite, wie viele andere auch heutzutage, mit einem englischen Schmäh-Text. Gitarre, ein paar Akkorde, und dann singe ich was halt gut klingt. Grönemeyer hat das in einem Interview auch mal erzählt, dass er zuerst die Musik fertig hat und sich dann überlegt was vom Text her phonetisch – nicht vom Sinn her! – gut zur Musik passt. Das ist, finde ich, ein interessanter, besserer Zugang, weil sonst muss man ein Gedicht schreiben und dieses vertonen. Sobald die Musik da ist, muss man schauen, dass sich der Text gut zur Musik verknüpfen lässt. Das ist, wie wenn du dir zu harte Butter auf ein Brot schmieren willst, das geht nicht gut, du musst immer schauen, dass du etwas Weiches hast. Deswegen wird der Text sehr oft enorm überbewertet, bzw. der poetische Anspruch. Bob Dylan hat z.B. einmal gesagt, dass er die Textzeile 'Don't follow Leader/Watching Parking Meters' nur deshalb gefunden hat, weil es sich reimt, nicht weil er einen großen, bestimmten Sinn verkünden wollte. Und bei mir ergeben sich oft ganze Geschichten aus dem Reim heraus. Bei 'Paniglgass'n Nr. 17' hatte ich z.B. nur das Bild eines Machos so um 35, also in den besten Jahren sozusagen, vor mir, der jede aufreißen muss, eine Frau auf der Straße sieht, und dann schiach einfahrt, weil sich die Frau ja in späterer Folge als Mann herausstellt."

Das neue Album handelt aber auch von gestrandeten Existenzen, wie z.B. in "Gnua von dera Hitz'", das einen desillusionierten älteren Herren aus dem Waldviertel beschreibt, der in Mallorca in einer Bar zu arbeiten beginnt, der dann drauf kommt, dass er die Hitze nicht verträgt, mit der Hektik nicht mit kann und sich nach seinem Kachelofen, in den Waldviertler Nebel, und in die Gemütlichkeit zurücksehnt. Klimatische Bilder, aus der Georg Danzer aus seinen eigenen Spanien-Erfahrungen eines ewiglich "Another Perfect Day" eine neue, fiktive, wenn auch realitätsnahe, Erzählung in Liedform schuf. Tolles Album. (Manfred Horak) kulturwoche.at


"Von Scheibbs bis nach Nebraska, des is a brada Weg." Georg Danzer ist noch weiter gegangen: Das 31. Studioalbum des Wiener Liedermachers wurde in Los Angeles eingespielt. Es klingt zwar trotzdem nach Austropop (Produzent Bernhard Penzias ist von den Wurzeln her eh Wiener), aber deutlich flockiger als das vergrübelte letzte Album des Meisters, der sich diesmal bestens gelaunt präsentiert. Er erzählt von bizarren Sexunfällen ("Piercing in Gmunden") oder von heimwehkranken Kellnern auf Mallorca ("Gnua von dera Hitz"), er singt ein Loblied auf seinen Manager Blacky Schwarz ("Fragt's mein' Mänätscha") oder lässt sein Herz den Refrain singen ("Dumdumdurumdum"). Das Beste kommt zum Schluss: Im Bonus-Track erinnert sich Danzer, nur von der akustischen Gitarre begleitet, an seine Kindheit am Gaudenzdorfer Gürtel. Welcome home, Schurl. (Wolfgang Kralicek) www.falter.at

Weitere Informationen:

Musik & Text: Georg Danzer, verlegt bei Edition Giraffe (Wien)

  • Georg Danzer: Gesang (1 - 13), akustische Gitarre (3/5/6/10/13), Mundharmonika (2/3/6/9/10/11/12/13), Keyboards (6/7/13), Programming (6), spielt Larrivée Gitarren mit "handmade strings" von Thomastik-Infeld
  • Bernhard Penzias: Bass (1/2/4/5/6/7), akustische Gitarre (1 - 12), elektrische Gitarre (1 - 12), Keyboards (1 - 12), Programming (6), Zieharmonika (2), Stimme des Großvaters (1)
  • Miiko Watanabe: Bass (3/8/9/10/11/12), spielt Lakland Basses, Ashdown Amplifiers
  • Damir Price : Klavier (8)
  • Butch Norton: Percussion (1 & 9, 11, 12)
  • Eric Gardner: Schlagzeug (1/2/3/4/5/7/8/9/10/11/12), spielt DW drums, Vater Sticks und Sabian Cymbals
  • Johnny Britt: Trompete (4/8)
  • Steve Baxter: Posaune (4/8)
  • Louis Van Taylor: Saxofon (4/8), spielt Hollywood Winds, Rico Reeds, Beechler Mouthpieces, SDsystems microphones
  • Stefanie Becker: Stimme der Tochter (1)
  • Christian Becker: Stimme des Sohnes (1)

 

  •  Christian Becker, Ingo Pertramer, Alexander Sax, Franz Christian Schwarz, Lynn Norton: Fotos
  • Martin Reisner: Artwork und Grafik

 

  • Robert Hadley: Mastering in the mastering lab, LA/Hollywood, CA
  • Bernhard Penzias: Aufnahme, Mix und Produktion im berne|base, LA/Hollywood, CA
  • Georg Danzer: Vor- und Co-Produktion
  • Franz Christian Schwarz: Gesamtprojektleitung