Die Königstochter Und Der Musikant

stell dir vor, wir wären in der zeit gebor’n
als die ritter oben auf den burgen fror’n
und die leute unten hungerten im land
du als königstochter, ich als musikant

ich säng‘ meine lieder über pest und not
über krieg und liebe, über haß und tod
und du hörtest heimlich reden über mich
säh’st mich eines tages und verliebtest dich

stell dir vor wir träfen uns in einem wald
deines vaters wächter fänden uns sehr bald
steckten dich ins kloster und mich ins verlies
wo die mäuse flüstern über das und dies

und ich säß im dunklen ein paar wochen lang
grübe mit der laute einen langen gang
fände mich in freiheit und in finst’rer nacht
käm‘ ich an das kloster wo man dich bewacht
und vor deinem fenster sänge ich ganz leis‘
daß nur du es hörtest und dein herz es weiß
daß dein liebster da wär um mit dir zu flieh’n
und gemeinsam würden wir zum meere zieh’n

stell dir vor wir fänden dort ein kleines boot
und wir segelten hinein in’s morgenrot
und wir kämen endlcih in ein fernes land
wo die menschen lieben ohne jeden stand

stell dir vor wir lebten still und friedvoll dort
ohne angst vor trennung, ohne abschiedswort
ich würd‘ nichts mehr singen und du mich nicht mehr hör’n
und wir müßten niemals unser glück beschwör’n

doch nach jahren liebten wir uns nciht mehr so
wie in jenen tagen als ich mit dir floh
sicherheit war stets ein schlechtes liebespfand
bleib du königstochter
ich bleib‘ musikant