Für Anne (1912)

sie ging in einer kalten nacht
ins kohlenrevier
suchte ihren mann
die mutter sagte „nebel kommt, kind, bleib lieber hier
der is sicher inner wirtschaft“

man sah die hand vor augen kaum
im trüben licht war jeder baum
ein feindlicher husar
der schwarz vom feuchten blute war
da sagte sie fast wie im traum

Mutter, schau, der krieg beginnt
die männer ziehn ins feld
vom kleinsten infantristen
bis zum höchsten offizier
nur der kaiser und der unternehmer
bleiben hier

und dort in der wirtschaft
fand sie ihn dann
bei seinen kameraden
sie sagte: „komm nach hause, die anne ist krank“
da ging er mit ihr

er war betrunken und er sprach:
„ich denk in letzter zeit viel nach.
und irgendwie ist mir
als wäre ich nicht mehr lange hier“
sie spürte, wie ihr traum zerbrach

nie wieder krieg, solln die herrn doch selber dienen
nie wieder krieg, wer baut ihnen die maschinen
für ihren sieg, der für uns stets niederlage
nie wieder krieg, aber jene, die ihn führten
sind nicht gebannt vom geflüster und von schwüren

nie wieder krieg …