Und manchmal kanns auch regnen

Erscheinungsjahr: 2008

2008; Universal/Amadeo 178 709-5

CD 1

1 Elfi
2Vorstellung Dieter Kolbeck und Ulli Bäer
3 Von Scheibbs Bis Nebraska
4Ehren Scheibbser
5Zwei Krawatten
6 Des Is Mei Frau
7Wieso g'rad Gmunden
8 Piercing In Gmunden
9St. Johann-Park
10 Nur A Klana Bua Im Winter
11Bandvorstellung
12 Alles Was I Brauch
13Begrüssung Christian Becker
14 Mei Leb'n
15Zwei Sorten von Liebesliedern
16 Ollas Leiwaund
17Begrüssung Andy Baum
18 Fort Von Dir
19Man muss tierisch aufpassen
20 Schau Schazi

CD 2

1 Jö Schau
2Begrüssung Willi Resetarits
3 Die Freiheit
4Auf die falsche Fährte
5 Der Oide Wessely
6Begrüssung Marianne Mendt
7 Bleib Da
8Man macht sich selber Mut
9 Wird Scho Werd'n
10Begrüssung Rainhard Fendrich
11 Vorstadtcasanova
12Begrüssung Wolfgang Ambros
13 Lass Mi Amoi No D'sunn Aufgeh' Segn
14Am Tamburin scheiden sich die Geister
15 Griechenland
16Man sollte wieder proben
17 Ruaf Mi Ned Au
18Menschen, die Utopien haben
19 Träumer
20Ich hätt g'sungen oder 'pfiffen
21 I Fürcht Mi Ned
22Dankeschön
23 Weisse Pferde
24 Atemzüge

Kommentar

Das letzte, bewegende Konzert des zu früh verstorbenen, großen österreichischen Liedermachers.

Unglaublich wie gut gelaunt sich Georg Danzer noch wenige Wochen vor seinem Ableben live in der Wiener Stadthalle präsentierte. Er plaudert aus dem Nähkästchen eines Singer/Songwriter, erzählt liebenswerte Witze, stellt seine mitwirkenden Kollegen Andy Baum, Ulli Bäer, Christian Becker, Marianne Mendt, Willi Resetarits, Rainhard Fendrich und last but not least Wolfgang Ambros schelmisch vor. Vor allem aber sang er viele seiner besten Lieder. Etwa "Nur A Klana Bua Im Winter", einen Song, der inspiriert von einer alten Kinderfotografie im St. Johann-Park (heute Bruno-Kreisky-Park) nahe der Berufsschule Mollardgasse, über die Melancholie im Kinde sinniert. Die schöne Hurenapotheose "Elfi" oder das unverwandt verliebte "Des Is Mei Frau", in dem die Melancholie des Erwachsenen mitschwingt. Georg Danzer schien keine Mitten zu kennen. Mal strotzte er vor unbändigem Frohsinn, erzählte eine Wuchtel nach der anderen, dann wieder war er der Inbegriff von Nachdenklichkeit. Genau in diesem Spannungsfeld schrieb der von den Beatles und Bob Dylan zur eigenen Kunst Aufgestachelte auch seine Songs, von denen viele von einnehmender Zeitlosigkeit sind. Etwa das schwer groovende "Mei Leb'n", mit einer frappant an Pink Floyd gemahnenden Stelle. Oder der hier von Fendrich vorgetragene "Vorstadtcasanova", wo Danzer der hormonellen Verwirrung eines gestandenen Proleten, der noch "aus olle Hofratstöchterln Schlampen gmocht hot" und in seinem wilden Liebesleben "Orgasmusgarantie" gab, poetische Momente abtrotzt. Das Konzert vom 16. April 2007 wurde zu Danzers Last Waltz, bei dem ihm Freunde und Weggefährten noch einmal liebevollen Tribut zollten, und Danzer auch ausgiebig über den Unterschied zwischen einem "Dreamer" und einem "Illusionisten" philosophiert. Seine Träume schlossen explizit gesellschaftliche Verbesserung ein. Nicht wenige seiner Songs, auch wenn sie privaten Inhalts waren, sind so mit einem Hauch von Utopie lackiert. Und manchmal kanns auch regnen erinnert in schönster Weise daran, dass es ein Leben vor dem Tod geben kann. (Samir Köck) now-on.at


Georg Danzers gutgelauntes Abschiedskonzert in der Wiener Stadthalle: "I fürcht mi ned"
Es hätte das große Konzert zur Feier von Georg Danzers 60. Geburtstag werden sollen. Aber dann kam der Krebs dazwischen, und das Geburtstagskonzert musste um ein halbes Jahr verschoben werden. Als es am 16. April 2007 in der Wiener Stadthalle (F) stattfand, war's ein Abschiedskonzert – obwohl das damals keiner wusste oder wissen wollte. Zwei Monate später war Georg Danzer tot.
Auf dem Mitschnitt, der jetzt als Doppel-CD vorliegt, ist kein verzweifelter Mann zu hören, sondern ein erstaunlich gutgelaunter. Danzer spielt sich lässig durch sein Repertoire und erzählt dazwischen, wie gewohnt, launige kleine Geschichten. Zum Beispiel davon, wie er sich als Kind davor gefürchtet hat, in den Keller zu gehen. Dann singt er "I fürcht mi ned" von seinem letzten Album.
Weil das Konzert ja als Geburtstagsfest geplant war, wird Danzer nicht nur von seiner (sehr guten) Band, sondern auch von mehr oder weniger illustren Gästen begleitet, die jeweils zwei Lieder mit ihm singen. Neben den relativ jungen Kollegen Christian Becker und Andy Baum betreten lauter Austropoplegenden die Bühne: Willi Resetarits (der schon auf dem Frühwerk "Der Tätowierer und die Mondprinzessin" im Backgroundchor sang), natürlich Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich, seine Partner aus dem Austria-3-Triumvirat. Und Marianne Mendt, für die Danzer etliche Lieder schrieb.
Zwei davon singen sie zusammen, es sind die bewegendsten des Albums. Das charmante Liebeslied "Bleib da" etwa klingt hier nach einer zärtlich-bitteren Abschiedselegie. "Bitte geh no ned", schnurrt die Mendt mit ihrer dunklen, weichen Stimme. "Bleib da!", haucht sie. Gänsehaut.
Das Konzert beginnt mit dem Klassiker "Elfi", der Liebeserklärung an eine Prostituierte, die der 13-jährige Georg aus der Ferne verehrt hatte. Mit dem letzten Lied schließt sich ein Kreis, aus dem schmachtenden Buben ist ein liebender Vater geworden: "Wo unsre Kinder schlafen, da bin i daham." Es ist das Titellied aus "Atemzüge" (1999). Danzer verabschiedet sich knapp, "pfiat euch, guate Nacht". Es bleiben ihm jetzt nicht mehr viele Atemzüge. (Wolfgang Kralicek)www.falter.at

Weitere Informationen:

Musik und Text: Georg Danzer, verlegt bei Edition Giraffe Wien

  • Georg Danzer: Gesang, Larrivée-Gitarren, Mundharmonika
  • Ulli Bäer: Gitarren, Gesang (Witkowski Custom Strat, Larivée L05)
  • Dieter Kolbeck: Klavier, Keyboards
  • Willi Langer: Lakland Basses, Fender Jazz-Bass, Eden Verstärker - www.willilanger.com
  • Stephan Maass: Meinl Percussion Instruments - www.stephanmaass.com
  • Lenny Dickson: Schlagzeug, Alto Beat Drums-Set, Ufip Becken, Vic Firth Sticks

Die Gäste:

  • Marianne Mendt (Gesang)
  • Wolfgang Ambros(Gesang, Larrivée Gitarre)
  • Andy Baum (Gesang, Larrivée Gitarre)
  • Christian Becker (Gesang, Larrivée Gitarre)
  • Rainhard Fendirch (Gesang, Larrivée Gitarre)
  • Willi Resetarits (Gesang)

 

  • Aufgenommen von Chris Scheidl mit EhterSound Digital Live Recording Equipment
  • Wolfgang "Wope" Peschmann: technische Leitung, Saalton
  • Claudia Peschmann: Bühnentechnik
  • Ronny Wittenberg: Monitormix
  • Alexander Sax, Michael Winkler: Backline
  • Michael Markaritzer: Licht-Design, Operator
  • Dietmar Plisnier: Lichttechnik
  • Charly Höllmüller: Trucking
  • InPhase Veranstaltungstechnik: Technische Ausstattung
  • Gemischt von Chris Scheidl
  • Mastering: Georg Tomandl, Sunshie Mastering
  • Fotos: Dietmar Lipkovich (www.gib-mit-musik.at), Tony Schönhofer (www.asoundprojekt.at)

Bonus DVD

  • Interviews Kamera, Ton und Gestaltung: Andreas Danzer
  • Kamera: Michi Greiner, Philipp Zrunek, Lukas Veigl
  • Gestaltung, Post-Production: Harald Nestl<
  • Tonbearbeitung: Chris Scheidl

Gesamtprojektleitung und Produktion: Franz Christian Schwarz